Die implizite Zeit
Wenn wir Bilder schaffen oder betrachten sind wir gegenwärtig. Die Gegenwart dauert ca. 3 Sekunden meinen Gehirnforscher wie Ernst Pöppel und Daniel Stern. Doch Aleida Assmann schreibt: „Die Gegenwart ... dauert deutlich länger als der abstrakte und nicht erlebbare Kippmoment des Jetztpunktes, an dem die Zukunft in Vergangenheit umschlägt.“ (2015) Und Thomas Fuchs: „Die implizite Zeit ist die Zeit, die wir selbst sind; die explizite Zeit, ist die Zeit, die wir haben.“ (2016) In der Eigenzeit befinden wir uns auch dann, wenn wir Kunst schaffen oder betrachten.



Abschiedsvortrag: 16.10.2019 Aktsaal der HfBK Dresden
Ein Raum der Ausstellung "Die implizite Zeit" präsentiert kunsttherapeutische Aktivitäten des Studiengangs zwischen 2002 und 2019

Künstler*innen brachten das Potenzial der Kunst in Psychiatrien, Kliniken und soziale Einrichtungen. Nicht die Kunst als solches hilft also dem kunsttherapeutischen Verständnis, sondern die Erfahrung des künstlerischen Prozesses. Therapie und Kunst bedeuten auch Diskurs, Krisen, Intensität und Scheitern. Wenn dann etwas gelingt, was in den eigenen Augen Bestand hat, ist das ein großer Gewinn.
Ein Raum der Abschiedsausstellung zeigte einige kunsttherapeutischen Aktivitäten während meiner Studiengangsleitung von 2002 bis 2020. Es entstanden viele Projekte mit den Studierenden. Bei Projekten verflechten sich Kunst und Therapie in einer besonderen Weise, da sie ergebnisorientiert sind: Durchhaltevermögen, Zielorientierung, Handhabung, Materialbezüge werden betont.


Das verkörperte Bild. Porträts aus kunstgeschichtlicher und kunsttherapeutischer Sicht
Doris Titze, HfBK Dresden (Hg); 320 Seiten, 512 meist farbige Abb. 24x20 cm, Klappenbroschur 16.10.2019 Sandstein Dresden ISBN 978-3-95498-526-5
https://verlag.sandstein.de/detailview?no=98-526
Blick in das Buch:
https://verlag.sandstein.de/reader/98-526_VerkoerpertesBild/2/
